Die Rohölpreise weisen heute im frühen Handel einmal mehr leichte Pluszeichen auf, nachdem sie bereits gestern Gewinne verbuchen konnte. Zur Wochenmitte hatten die Preise für Brent-Rohöl um rund 1,8 % auf 73,52 Dollar pro Barrel (159 Liter) zugelegt, während die US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) sogar einen Anstieg um 2,5 % auf 70,29 Dollar verzeichnet hatte.
EU nimmt Russlands Schattenflotte verstärkt ins Visier
Im Fokus der Rohstoffmärke stand gestern unter anderem die Meldung, dass die Europäische Union eine neue Sanktionsrunde gegen Russland wegen des andauernden Krieges in der Ukraine beschlossen hat.
Im Rahmen der neuen Beschränkungen wird es mehr als als 50 Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte nicht länger erlaubt, europäische Häfen anzusteuern, um ihre Ladung zu löschen.
Die Schattenflotte besteht heute aus Hunderten von Schiffen, oft veraltet und unversichert, die nicht nur von russischen Unternehmen, sondern auch von Drittländern wie China, Indien und einigen afrikanischen Nationen betrieben werden.
Ende September hatte eine Recherche der Umweltorganisation Greenpeace aufgedeckt, dass Russland direkt Rohöl an europäische Häfen anliefert und damit gegen geltende Sanktionen der EU verstößt. Bereits im Juni hatte die EU etwa 25 Schiffe auf eine Schwarze Liste gesetzt.
USA erwägen neue Sanktionen gegen russischen Ölhandel
Bevor die Meldung über die neuen EU-Sanktionen über die Ticker der Nachrichtenagenturen lief, waren bereits Gerüchte in Umlauf gekommen, wonach auch die noch amtierende US-Regierung neue, härtere Sanktionen gegen den lukrativen Ölhandel Russlands erwägt.
Demnach plant die US-Regierung neue Beschränkungen gegen Tanker, die Russland für den Transport seines Öls einsetzt. Die neuen Beschränkungen für die sogenannte Schattenflotte könnten in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden, so mit der Angelegenheit vertraute Personen.
US-Finanzministerin Janet Yellen hatte gestern bestätigt, dass die USA weiterhin nach kreativen Wegen suchen, um die Öleinnahmen Russlands zu reduzieren. Die geringere weltweite Nachfrage nach Öl schaffe Yellen zufolge die Möglichkeit für weitere Sanktionen.
OPEC sieht deutlich geringere Ölnachfrage
Neben den angekündigten neuen Sanktionen sorgte gestern zudem der aktuelle Monatsbericht der OPEC für Aufsehen. In diesem hatte das Ölkartell seine Prognosen für das Wachstum der Ölnachfrage für 2024 und 2025 zum fünften Mal in Folge gesenkt.
Demnach erwartet die OPEC beim Nachfragewachstum für 2024 nur noch einen Wert von 1,6 Millionen Barrel pro Tag. Damit liegt da Kartell 210.000 Barrel pro Tag oder 27 % unter seiner ersten Schätzung vom Juli.
Der OPEC zufolge ist es die schwache Nachfrage, insbesondere im wichtigsten Importland China, und das Wachstum des Angebots außerhalb der OPEC+, die zu der starken Anpassung der Prognose geführt haben.
Heizölpreise ziehen weiter an
Da heute im frühen Handel aufgrund der geschilderten Entwicklung an den Ölmärkten geringe Preisaufschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region nur maximal +1,20 Euro bis +0,80 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenmitte.