Wieder einmal hat sich an den Ölbörsen der Trump-Effekt gezeigt. Nachdem der US-Präsident gestern per Twitter neue Strafzölle auf chinesische Waren ankündigte und damit den Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftsmächten neu anfachte, sackten die Ölpreise auf den niedrigsten Stand seit Mitte Juni. Die Weltwirtschaft ächzt unter den US Handelskriegen und die Ölnachfrage sinkt stetig.
Handelsstreit findet kein Ende
Es ist nicht das erste mal, dass ein Tweet von Donald Trump für eine starke Preisbewegung an den Börsen sorgt. Diesmal sorgten die Kommentare des US-Präsidenten dafür, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China neu aufflammte. Der Waffenstillstand, welchen die beiden Staatsoberhäupter beim G20-Gipfel Ende Juni geschlossen hatten, ist damit dahin. In seinem Tweet kündigte Trump ab September neuerlich zehn Prozent Einfuhrabgaben auf chinesische Gütern an. Damit wären dann mit den schon bestehenden Strafzöllen quasi alle Importe aus der Volksrepublik betroffen.
Zwar kündigte der US-Präsident auch an, die Verhandlungen weiterführen zu wollen, doch ganz offenbar haben die Marktteilnehmer inzwischen das Vertrauen in diese Art von Versprechungen verloren. Ein schnelles Ende der Streitigkeiten und damit eine Erholung der Weltwirtschaft rückt in immer weitere Ferne. Die Finanzexpertin Vandana Hari kommentiert: „Der sich zuspitzende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China bestätigt die schlimmsten Befürchtungen des Ölmarktes in Bezug auf ein Überangebot“.
Ölnachfragesorgen haben den Markt fest im Griff
Die trüben Konjunkturaussichten lassen die Nachfrage nach Öl immer weiter sinken – und das bei einer tendenziell steigenden Produktion, die durch die Schieferölindustrie in den USA, aber auch durch größere Mengen aus Ländern wie Brasilien und Norwegen gestützt wird. Zwar sank die US-Ölproduktion im Mai leicht, lag im Jahresvergleich aber immer noch bei rund 1,65 Millionen Barrel (à 159 Liter), was alleine schon höher als das prognostizierte globale Ölnachfragewachstum ist.
Dies sorgt an den Ölbörsen momentan für eine ungewöhnliche Situation, denn eigentlich sprechen viel mehr Faktoren für steigende Preise als für fallende. Die Senkung des Leitzinses der US Notenbank und die angespannte Lage im Nahen Osten sind nur zwei davon. Und dennoch gelingt es den Ölpreisen nicht, sich dauerhaft auf einem höheren Niveau zu etablieren. Zu groß ist die mittel- und langfristige Sorge, dass eine Überversorgung und mit ihr ein Preisverfall droht.
Ausblick
Verbraucher können heute deutlich von den starken Kursverlusten an den Ölbörsen profitieren. Mit den internationalen Ölpreisen sind auch die Inlandspreise ordentlich nach unten gerauscht und so gibt es 100 Liter Heizöl heute schon für etwa -1,65 bis -1,85 Euro weniger als gestern Vormittag.