Der Handelsstreit zwischen China und den USA hatte in den letzten Tagen für recht niedrige Preisniveaus gesorgt. Eine Eskalation blieb jedoch bisher aus und Washington zeigte sich gestern wieder etwas versöhnlicher. Die recht niedrigen Preise von Montag morgen konnten somit im Tagesverlauf nicht gehalten werden und machten am Nachmittag dann einige Sprünge nach oben. Grund waren Erdbeben in der Nähe des größten US Rohöllagers, das die Marktteilnehmer aufhorchen und die Preise steigen lies. Hinzu kam, dass Donald Trump eine Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien angekündigte, auf den die Ölpreise sofort sensibel reagierten und in die Höhe gingen. Dieser Trend setzt sich heute morgen zunächst fort.
Erdbeben in Oklahoma durch Schieferölproduktion?
Seit einigen Tagen schon hatte es in Oklahoma immer wieder leichtere bis mittelschwere Erdbeben gegeben, das größte am Samstag mit der Stärke 4,6. Auch am gestrigen Tag wurde ein Beben der Stärke 4,3 verzeichnet, dessen Epizentrum unweit des größten US Tanklagers in Cushing lag. Diese Beben haben nun die amerikanischen Regulierungsbehörden auf den Plan gerufen, denn der Grund für die Erdbeben ist höchstwahrscheinlich die Einlagerung von Bohrwasser aus Frackingquellen. Das bei Öl- und Gasbohrungen entstehende Abfallwasser wird üblicherweise in unterirdische Lagerstätten gepumpt. Bisher durften solche Lagerstätten bis zu 2,7 Mio. Liter aufnehmen, doch nun wurde diese Menge auf 795.000 Liter begrenzt.
Noch haben diese Maßnahmen keinen unmittelbaren Einfluss auf die Ölproduktion in den Vereinigten Staaten und es steht nicht zu befürchten, dass das erwartete Produktionswachstum tatsächlich ausgebremst wird. Laut dem Dienstleister Genscape haben die Rohölbestände in Cushing im Vergleich zur Vorwoche sogar um 1,5 Mio Barrel (238,5 Mio Liter) zugenommen. Und steigende Bestände sind üblicherweise ein Zeichen für sinkende Preise. Ob sich jedoch langfristig Probleme für den Ausbau der Schieferölgebiete ergeben, wenn nicht genügend Lagerstätten vorhanden sind oder neue Auflagen hinzukommen, ist letztlich nicht abzusehen.
Die Krise im Nahen Osten spitzt sich zu
Der mutmaßliche Giftgasanschlag in der syrischen Provinz Ost-Ghuta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen gestorben und mehr als 1000 verletzt worden sein sollen, sorgt für eine Erschütterung des politischen Parketts. Der amerikanische Präsident lässt seine Muskeln spielen und kündigt Vergeltung gegen das Assad-Regime an. Zwar wurde er nicht konkret, doch beim letzten Mal, als Trump Vergeltung für einen Giftgasanschlag ankündigte, feuerte er mit Tomahawk Marschflugkörpern gegen syrische Militäreinrichtungen.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran könnten damit dann ebenfalls zunehmen, ist der Iran doch neben Russland einer der wichtigsten Verbündeten Assads. Die mögliche Aufkündigung des Atomdeals und die Sanktionsverschärfungen gegen Teheran, die Trump und seine Berater immer wieder angedroht hatten, ist nun wieder eine sehr reale Gefahr. Eine solche Destabilisierung im Iran könnte zu sinkenden Ölexporten führen. Die daraus resultierende Gefahr der Angebotsverknappung würde die Preise für Rohöl in die Höhe treiben.
Ausblick
Mit den Preisanstiegen des gestrigen Tages sind die Preisvorteile von gestern Vormittag heute schon wieder Geschichte. Für Heizöl muss demnach mit Zuschlägen von +0,60 bis +0,75 Euro pro 100 Liter gerechnet werden.