Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in die neue Woche und können den Aufwärtstrend der Wochen nicht fortsetzten. Der Brentölpreis war in der vergangenen Woche noch auf ein Zwei-Monat-Hoch von 87,50 Dollar je Barrel geklettert. Aktuell verliert Brent 0,4 % und handelt bei 86,21 Dollar.
WTI-Öl verteuert sich vier Wochen in Folge
Die US-Ölsorte West Texas Intermediate WTI war zum Wochenschluss um 0,9 % auf einen Stand von 83,16 Dollar pro Barrel gefallen, konnte aber dennoch einen wöchentlichen Anstieg von 2 % verzeichnen. Die amerikanische Referenzsorte ist seit August 2023 nicht mehr vier Wochen in Folge gestiegen. Aktuell notiert WTI um 0,5 % schwächer bei 82,74 Dollar.
Abbau an US-Lagerbeständen und Hurrikansaison als Preistreiber
Für Auftrieb an den Ölmärkten hatte am vergangenen Mittwoch der größte Rückgang der US-Lagerbestände seit fast einem Jahr gesorgt. Dazu schürte der erste große Hurrikan des Jahres Sorgen vor Angebotsausfällen im Golf von Mexiko und einer aktiveren Hurrikansaison als in den letzten Jahren.
Ölmarktprognosen für Juli werden veröffentlicht
In dieser Woche werden alle drei Energieagenturen ihre Juli-Prognosen für den Ölmarkt präsentieren. Große Anpassungen erwarten Rohstoffanalysten dabei allerdings nicht. Mit Barbara Lambrecht und Carsten Fritsch verweisen die Öl-Experten der Commerzbank in einer Kundenmitteilung darauf, dass die Agenturen bereits im vergangenen Monat den Produktionsentscheidungen der OPEC+ von Anfang Juni Rechnung getragen hätten.
Mehr Optimismus für US-Ölproduktion erwartet
Eine Korrektur der Erwartung für die künftige Angebotsentwicklung könnten nach Ansicht der Cobanker lediglich für die USA erfolgen, nachdem die Ölpreise seit Anfang Juni um mehr als 10 % gestiegen seien. Die US-Energiebehörde DOE, die noch im Vormonat ihre Annahmen für den Ölpreis nach unten genommen hatte, dürfte diese entsprechend wieder hochstufen, und mit ihr vermutlich auch für die US-Produktionsentwicklung optimistischer werden.
Bleibt die IEA bei Ölnachfrage weiter pessimistisch?
Auf der Nachfrageseite erwarten Lambrecht und Fritsch keine größeren Prognoseanpassungen: Hier klaffen ihrer Ansicht nach die Einschätzungen der OPEC und der Internationalen Energie Agentur (IEA) noch immer weit auseinander. Letztere hätte in ihrem verkürzten Juni-Bericht die aktuelle Ölnachfrage als überraschend schwach eingestuft, was im April und Mai zu einem Lageraufbau führte.
Für die zweite Jahreshälfte zeigte sie sich aber für die Nachfrage optimistischer und rechnete entsprechend im laufenden dritten Quartal mit einer deutlichen Unterversorgung am Ölmarkt. Eine Bestätigung dieser Einschätzung dürfte die Ölpreise unterstützen.
Chinas Ölbedarf dürfte weitere Preisrichtung vorgeben
Als Lackmustest für den Nachfrageoptimismus schätzen die Analysten dann Ende der Woche die zur Veröffentlichung anstehenden chinesischen Handelsbilanzzahlen für Juni ein. In den letzten beiden Monaten hätten Chinas Rohölimporte eher enttäuscht.
Denn die täglichen Rohölimporte seien mit rund 11 Millionen Barrel hinter dem Jahreshoch im März dieses Jahres, und noch viel deutlicher hinter dem Rekordhoch von August 2023 in Höhe von 12,5 Millionen Barrel zurückgeblieben. Bliebe im Juni vor dem Hintergrund der geringen Margen bei der Rohölverarbeitung eine Erholung aus, wäre das nach Einschätzung der beiden Analysten wohl ein Dämpfer für den Ölpreis.
Heizölpreise mit Abschlägen
Angesichts der Tatsache, dass heute im frühen Handel deutlichere Preisabschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal –0,60 Euro bis -1,00 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenschluss.