Das Statistische Bundesamt hat gestern die Ergebnisse des „Zensus 2022“ vorgestellt. Der Zensus ist eine Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung, die alle zehn Jahre stattfindet. Zum ersten Mal gibt es jetzt eine vollständige Erhebung, mit welchen Energieträgern die Heizungen in allen Wohngebäuden in Deutschland betrieben werden.
Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen werden drei Viertel (75 %) aller Wohnungen in Deutschland mit Gas (56 %) oder Öl (19 %) beheizt und weitere 15 % mit Fernwärme. Erneuerbare Energiequellen zum Heizen von Wohngebäuden spielen im Gesamtbestand bislang eine untergeordnete Rolle.
Zunahme von Wärmepumpen bei neueren Gebäuden
Wie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder weiter mitteilen, werden nur 4 % aller Wohnungen mit Holz oder Holzpellets und 3 % mit Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme (in der Regel mit Wärmepumpen) beheizt.
„Im Neubau ab 2016 wird dagegen in jeder vierten Wohnung eine Wärmepumpe eingesetzt“, sagt Oliver Heidinger, Präsident des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). Der überwiegend zum Beheizen von Gebäuden eingesetzte Energieträger zum Zensus-Stichtag 15. Mai 2022 wurde in der Gebäude- und Wohnungszählung des Zensus 2022 erstmalig erfasst.
Ölheizungen im Osten selten, Fernwärme vor allem in den Stadtstaaten verbreitet
Größere Unterschiede nach Bundesländern sind bei Ölheizungen erkennbar: Während die Wohnungen in den nördlichen und östlichen Ländern unterdurchschnittlich mit Ölheizungen ausgestattet sind (7 bis 16 %), wird in den Ländern Hessen (25 %), Rheinland-Pfalz (26 %), Baden-Württemberg (28 %), Bayern und Saarland (je 29 %) mehr als jede vierte Wohnung mit Öl beheizt.
Fernwärme ist vor allem in den Stadtstaaten Hamburg (35 %) und Berlin (43 %) sowie in den östlichen Ländern (22 % bis 34 %) weit verbreitet. Als einziges westliches Flächenland weist Schleswig-Holstein einen hohen Anteil an Wohnungen mit Fernwärme auf (21 %). Nicht erhoben wurde, mit welchem Energieträger die Fernwärme erzeugt wird.
Rückgang der Ölheizung bei neueren Gebäuden
Bezogen auf den Gesamtbestand der Wohnungen ist Gas der vorherrschende Energieträger zum Heizen von Wohnungen. Bezogen auf die Wohnungen mit Baujahr vor 2010 zeigt sich, dass diese zum überwiegenden Teil mit den fossilen Energieträgern Gas und Öl beheizt werden.
Erst ab dem Baujahr 2010 nimmt der Anteil der Wärmepumpen zu. Da die neueren Wohnungen einen geringen Anteil am Gesamtbestand der Wohnungen ausmachen, ist auch der Anteil der Wohnungen gering, die mit Wärmepumpen beheizt werden.
Im Gegenzug ist der Anteil von neuen Wohnungen mit Ölheizung stark gesunken. Mit Baujahr 2000 bis 2009 wird nur noch weniger als jede zehnte Wohnung (9 %) mit Öl beheizt. Seit 2010 spielen Ölheizungen im Neubau praktisch keine Rolle mehr (weniger als 2 % der Wohnungen). Gas ist in Neubauten immer noch ein wichtiger Energieträger, auch wenn der Anteil seit 2010 gesunken ist: 39 % der ab dem Jahr 2016 gebauten Wohnungen werden mit Gas beheizt.
Heizölpreise mit leichten Aufschlägen
Für Besitzer und Besitzerinnen von Ölheizungen sind die Preisänderungen bei Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, besonders interessant. Nachdem dort heute im frühen Handel moderate Preissteigerungen zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +0,20 Euro bis +0,50 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Dienstag.