Nach den Kursrückgängen zur Wochenmitte, haben die Ölpreise auch gestern weitere Abschläge hinnehmen müssen. Vor allem Meldungen über die weitere Normalisierung des Schiffsverkehrs im Roten Meer sorgten bei Spekulanten für Kaufzurückhaltung.
Ölpreise fallen 2023 um rund 10%
Angesichts des bevorstehenden letzten Handelstages, ist es durchaus an der Zeit, eine erste vorläufige Jahresbilanz bei der Ölpreisentwicklung zu ziehen. Sofern heute keine großen Kursveränderungen mehr auftreten, werden die Ölpreise gegenüber Jahresbeginn um rund 10% nachgegeben haben. Es ist damit der erste jährliche Rückgang seit zwei Jahren, der zudem durch die geopolitische, Krisen, Produktionskürzungen und weltweite Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung äußerst volatil vonstatten ging.
Hohe Preisabschläge im 4. Quartal
Vor allem das letzte Quartal verhagelte den Ölspekulanten die Bilanz. Seit den im September aufgestellten Jahreshöchstständen, brachen die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und WTI um rund 20% ein. Im zu Ende gehenden Quartal hatten die Nachfragesorgen gegenüber den Risiken für die Versorgung durch den Nahostkonflikt die Oberhand gewonnen.
OPEC fördert ab 1. Januar weniger
Im Hinblick auf die weitere Preisentwicklung an den Ölmärkten im kommenden Jahr, steht die alles entscheidende Frage im Raum, ob es ein Über- oder ein Unterangebot an Rohöl geben wird. Auf der einen Seite kommen ab dem Neujahrstag zusätzliche Förderkürzungen durch die OPEC ins Spiel. Andererseits dürfte es dem Kartell angesichts der steigenden Angebotsmengen aus Ländern wie Guyana, Brasilien oder den USA immer schwerer fallen, die Ölpreise zu stabilisieren.
US-Ölindustrie meldet unerwarteten neuen Produktionsrekord,…
Vor allem die USA könnten sich als der entscheidende Spielverderber des OPEC-Plans entpuppen. Analysten zufolge wird das Wachstum der US-Ölproduktion die Bemühungen der OPEC, die Ölpreise zu kontrollieren, auch 2024 beeinträchtigen und damit die Pläne durchkreuzen, die Ölpreise dauerhaft auf höheren Niveaus zu etablieren.
Im September war es dem Land erstmals in seiner Geschichte gelungen, an einem Tag mehr als 13 Millionen Barrel (a 159 Liter) zu fördern. Für das Gesamtjahr 2023 wird von Energieagenturen mit einer Tagesproduktion von durchschnittlich knapp 13 Millionen Barrel gerechnet. Der bisherige Produktionsrekord betrug im Jahr 2019 knapp eine Million Barrel weniger und lag bei 12,3 Millionen Barrel.
…könnte 2024 abermals überraschen…
Die Rohölproduktion in den USA hat frühere Prognosen bei weitem übertroffen und ist in diesem Jahr wesentlich schneller als erwartet gestiegen. Obwohl einige Analysten davon ausgehen, dass sich der Anstieg der US-Ölproduktion im kommenden Jahr abschwächen wird, könnte die US-Ölproduktion 2024 ebenso wie 2023 für eine Überraschung sorgen.
Zwar hat mit der Energy Information Administration (EIA) die Statistikbehörde des US-Energieministerium eine Steigerung der US-Rohölproduktion um rund 200.000 auf durchschnittlich 13,11 Millionen Barrel pro Tag prognostiziert, doch viele Branchenvertreter halten die Schätzungen für zu konservativ. Die Experten glauben, dass vor allem die US-Schieferölproduktion die Prognosen erneut übertreffen kann.
…und 2026 bereits 15 Millionen Barrel pro Tag fördern
Der US-Schieferölindustrie war es bereits in diesem Jahr gelungen trotz gegenüber dem Vorjahr deutlich weniger aktiver Bohranlagen dank weiterer Effizienzsteigerungen die Ölförderung zu steigern. „Angesichts der Produktivitätssteigerungen, die die Schieferölunternehmen mit ihren Anlagen erzielen, ist es wahrscheinlicher, dass die USA bis 2026 eine Fördermenge von 15 Millionen Barrel pro Tag erreichen werden“, zeigte sich ein Öl-Manager in dieser Woche in einem Artikel des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“ zuversichtlich.
Heizölpreise verbilligen sich weiter
Angesichts der gestern nachgebenden Kurse an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Donnerstagmorgen weitere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -1,20 bis -1,90 Euro weniger als gestern.