Als die Hamas am vergangenen Wochenende völlig überraschend ihren Angriff auf Israel startete, mussten Investoren und Verbraucher bis zum Montag warten, um die Folgen auf die Ölmärkte einschätzen zu können. Die Preise legten zum Wochenauftakt zwar in der Spitze um bis zu 5 Prozent gegenüber dem Freitagsschlusskurs zu, stabilisierten sich dann allerdings schnell, ohne weiter nach oben zu tendieren.
Pioneer-CEO warnt vor steigenden Ölpreisen
Scott Sheffield, der Vorstandsvorsitzende vom größten US-Schieferölproduzenten Pioneer Natural Resources, warnte in einem Interview davor, dass die zuletzt wieder leicht gesunkenen Ölpreise schnell wieder ansteigen könnten. Zwar hätten sich die Ölpreise nach dem Angriff der Hamas auf Israel nur relativ moderat verteuert, eine Verwicklung des Iran in den Konflikt könnte die Karten an den Ölmärkten aber wieder neu mischen.
Rohstoffmärkte bewerten Angriff als regionalen Konflikt
Nachdem die Brent-Rohölpreise an diesem Montag um mehr als 3,50 Dollar gestiegen waren und bei 88,15 Dollar geschlossen hatten, notieren sie aktuell bei 86 Dollar. Dem Rückgang zugrunde liegt die Ansicht der Markteilnehmer, dass der regionale Konflikt keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Ölangebot haben wird.
Kriegseintritt Irans würde weltweite Versorgung bedrohen
Völlig anders würde sich das Szenario allerdings laut Sheffield darstellen, sollte sich der Konflikt derart ausweiten, dass der Iran direkt in die Kampfhandlungen involviert wäre. Dies würde seiner Einschätzung nach, die weltweite Versorgung mit Rohöl bedrohen, die durch die Produktionskürzungen der OPEC+-Mitglieder Saudi-Arabien und Russland bereits unter Druck steht.
Sheffield scheint die Zukunft eines konfliktbedingten Ölpreisanstiegs direkt in die Hände des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu zu legen: „Es hängt davon ab, wie viele Beweise er hat, dass sie der Iran dahinterstecken. Und natürlich davon, ob er beschließt, etwas dagegen zu unternehmen“.
Irans Ölexporte auf Mehrjahreshoch
Eine Einbeziehung des Irans in den Krieg käme zur Unzeit. Erst im August hatten die Ölexporte des Gottestaates den höchsten Stand seit 2018 erreicht, als scharfe US-Sanktionen Inkrafttraten. Dies war zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass die Regierung Biden wegschaute, als Teheran die Produktion ankurbelte. Angesichts der angespannten Versorgungslage an den globalen Ölmärkten aufgrund der OPEC-Kürzunge der Fördermengen, waren die USA bestrebt, die Versorgungslage zu stabilisieren und die Ölpreise niedrig zu halten.
US-Senator fordert Bombardierung iranischer Ölanlagen
Wenn es nach US-Senator Lindsey Graham ginge, würde mit harter Hand gegen den Mullah-Staat vorgegangen werden. Der republikanische Politiker und Hardliner hatte am Dienstag offen zum Angriff auf iranische Ölanlagen als Vergeltung für die mögliche Beteiligung am Hamas-Angriff auf Israel aufgerufen. Das Weiße Haus selbst bleibt in seiner Rhetorik bisher deutlich vorsichtiger und hat eingeräumt, dass es bisher keine Beweise für eine Beteiligung des Iran an den Anschlägen vom Wochenende gebe.
Iran von Angriff der Hamas überrascht?
In der Zwischenzeit sehen die Ölmärkte diesen Konflikt weiterhin als isoliert an, der sich nicht auf den Iran ausdehnen wird. In einem Bericht der New York Times vom Mittwoch heißt es, dass US-Geheimdienstberichte darauf hindeuten, dass selbst der Iran durch den Angriff der Hamas auf Israel überrumpelt wurde.
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen gegenüber gestern kaum Veränderungen zeigen, sind auch bei den Heizölpreisen die Notierungen stabil. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -0,20 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Donnerstag.