China schwächelt, die Ölpreise ebenso
Nachdem die Ölpreise seit Juli ohne größere Verschnaufpausen nach oben geklettert waren, konnten sich die Preise in den letzten Tagen zumindest stabilisieren. Einen kräftigen Dämpfer gab es gestern für die Ölmärkte, als frisch hereingekommene Wirtschaftsdaten aus China eine deutlich schwächer laufende Konjunktur im Reich der Mitte signalisierten. Zudem wurde bekannt, dass die chinesischen Rohölimporte im Juli um fast 19 Prozent gegenüber dem Vormonat auf das niedrigste Niveau seit sechs Monaten gesunken waren. Zeitweise gaben die Notierungen an den Ölmärkten um mehr als 3,5 Prozent von ihrem Tageshoch nach, bevor sich am Nachmittag die Kurse wieder erholen konnten.
Abseits von den täglichen Schwankungen, die vor allem durch vielerlei Datenmaterial aus der Wirtschaft verursacht werden, versuchen große Agenturen die Ölpreisentwicklung über einen längeren Zeitraum zu prognostizieren. Der viel beachtete monatliche Ölmarktbericht der US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) der gestern veröffentlich wurde, behandelt die wichtigsten Einflüsse auf den globalen Ölmarkt und enthält Prognosen für Marktentwicklung für das kommende Jahr.
Brent-Öl 2024 im Schnitt bei 86,48 UD-Dollar
Im aktuellen Bericht hob die Agentur die Preise für die Atlantiksorte Brent für dieses und nächstes Jahr an. Die EIA geht davon aus, dass die Brent-Rohölnotierungen in diesem Jahr durchschnittlich 82,62 US-Dollar pro Barrel betragen werden – eine Aufwärtskorrektur von etwa 4 US-Dollar pro Barrel. Für nächstes Jahr prognostiziert die EIA einen durchschnittlichen Preis von 86,48 USD pro Barrel für Brent, was einer Aufwärtskorrektur von etwa 2 US-Dollar pro Barrel oder 3,6 Prozent entspricht. Für den laufenden August geht die EIA davon aus, dass Brent-Rohöl durchschnittlich 85 US-Dollar pro Barrel kosten wird.
Aufwärtsdruck auf Ölpreise bleibt hoch
Aufgrund der erweiterten freiwilligen Kürzungen der Rohölproduktion Saudi-Arabiens und der steigenden weltweiten Nachfrage, gehen die Analysten der IEA davon aus, dass diese Faktoren in den kommenden Monaten die weltweiten Ölvorräte weiter reduzieren und Aufwärtsdruck auf die Ölpreise ausüben werden. Die Experten erwarten ferner, dass die im nächsten Jahr prognostizierte steigende weltweite Ölproduktion mit der Ölnachfrage Schritt halten wird, was im zweiten Quartal 2024 für einen gewissen Abwärtsdruck auf die Preise sorgen wird.
Ab 2024: US-Ölproduktion soll für Entspannung sorgen
Einen Hauptverantwortlichen für die angekündigte Entspannung beim Ölangebot sieht die EIA in den Vereinigten Staaten. Im aktuellen Bericht wird davon ausgegangen, dass die Rohölproduktion in den USA in diesem Jahr durchschnittlich 12,8 Millionen Barrel pro Tag und im nächsten Jahr 13,1 Millionen Barrel pro Tag beträgt. Die US-Rohölproduktion betrug im Jahr 2022 durchschnittlich 11,91 Millionen Barrel pro Tag. Es wird erwartet, dass die weltweite Ölproduktion in diesem Jahr um 1,4 Millionen Barrel pro Tag steigt, wobei die Produktion außerhalb der OPEC voraussichtlich um 2,1 Millionen Barrel pro Tag zulegen soll. Für nächstes Jahr prognostiziert die EIA einen Anstieg der weltweiten Rohölproduktion um 1,7 Millionen Barrel pro Tag.
Bis es zu der erwarteten Entspannung bei Angebot und Preisen kommt, müssen die Verbraucher wohl weiter mit sehr schwankungsfreudigen Märkten rechnen. Nach den kräftigen Preisrückgängen in den letzten Tagen, scheinen die Heizölpreise wieder Fahrt aufnehmen zu wollen. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen heute im Schnitt voraussichtlich etwa +2,40 bis +3,20 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als zum Dienstag.