Die OPEC hat sich gestern zum ersten Mal in diesem Jahr wieder zu Wort gemeldet. Einige Delegierte der Förderallianz äußerten sich zu den aktuellen Förderkürzungen und gaben an, dass diese erst einmal weitergeführt werden dürften. Der Markt sei aktuell in einem ausgeglichenen Zustand, den man beibehalten wolle.
Bei ihrer letzten Vollversammlung im Dezember hatte die OPEC+ Allianz aus 23 Förderländern beschlossen, ihre Fördermengen weiter um 2 Mio. Barrel pro Tag zu kürzen. Dies entspricht einer Menge von 318 Mio. Litern sowie etwa 2 Prozent des weltweiten täglichen Ölverbrauchs. Gleichzeitig gab die OPEC+ an, wieder zu ihrem alten Turnus der halbjährlichen Vollversammlungen zurückkehren zu wollen. Seit der Corona-Krise hatte sich die Allianz monatlich getroffen, um flexibler auf die Marktbegebenheiten reagieren zu können.
Auch wenn die OPEC inzwischen wieder davon auszugehen scheint, dass die Volatilität am Ölmarkt sich abgeschwächt hat, will sie dennoch am 1. Februar ein Meeting auf ministerialer Ebene abhalten. Das sogenannte Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC), zu dem die Energieminister der wichtigsten 23 Mitgliedsländer gehören, hat für sich alleine keine Entscheidungsgewalt, gibt aber üblicherweise die Marschrichtung der OPEC+ an.
Allerdings scheint die Förderallianz keine großartigen Änderungen ihrer aktuellen Produktionspolitik vornehmen zu wollen, wie es gestern aus Insiderkreisen hieß. Man wolle erst einmal abwarten, bis besser abzuschätzen ist, ob die Nachfrage Chinas tatsächlich nachhaltig steigt, und welche Auswirkungen das nahende EU-Produktembargo auf den Ölmarkt haben wird. Zudem sei der Markt aktuell zwischen robusten Nachfrageaussichten und anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten ausgeglichen, so dass keine Anpassung nötig sei.
Mit diesen Aussagen dürfte das JMMC-Meeting nächste Woche also recht unaufgeregt über die Bühne gehen. Doch wer die OPEC+ kennt, weiß, dass das Förderbündnis durchaus für Überraschungen gut ist. Einigkeit zwischen den 23 Mitgliedern ist selten gegeben und interne Verwerfungen und unterschiedliche Interessen haben in der Vergangenheit immer wieder für unerwartete Entscheidungen gesorgt. Die Marktteilnehmer bleiben also wachsam.