Nachdem die Ostseepipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten 10 Tage abgeschaltet blieb, ist sie heute wieder ans Netz gegangen. Die Märkte reagierten erleichtert, hatte man doch befürchtet, dass Russland seine Gaslieferungen durch die wichtige Versorgungsader komplett einstellen könnte. Wieviel Gas in Zukunft durch die Pipeline fließt, ist aber noch unklar.
Die Betreiberfirma Nord Stream AG hatte schon gestern auf ihrer Website angegeben, dass die für heute angemeldeten Mengen etwa dem Umfang von vor den Wartungsarbeiten entsprechen würden. Allerdings waren diese schon seit einigen Wochen auf nur noch 40 Prozent der Gesamtkapazität gedrosselt gewesen. Nach ersten Daten der Nord Stream AG wurde in den frühen Morgenstunden Gas im Volumen von rund 21,4 Millionen Kilowattstunden pro Stunde geliefert. Vor der Wartung waren es 30 Millionen Kilowattstunden gewesen.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, twitterte hingegen gestern Abend, das russische Staatsunternehmen Gazprom habe seine zunächst gemeldeten Mengen gesenkt so dass die Pipeline mit einer Auslastung von etwa 30 Prozent laufen würde. Heute morgen korrigierte er diese Angaben und twitterte: Die realen Gasflüsse auf der Nord Stream 1 liegen über der Nominierung und können heute das Vor-Wartungsniveau von ca. 40% Auslastung (ca 700 GWh/d) erreichen. Die politische Unsicherheit und die 60%ige Kürzung von Mitte Juni bleiben leider bestehen.“
Somit hat sich das Albtraum-Szenario einer kompletten Abschaltung als Vergeltung für die Sanktionen gegen Russland erst einmal nicht bestätigt. Doch schon gestern hatte der russische Präsident Wladimir Putin klar gemacht, dass es jederzeit zu neuen Drosselungen kommen könne, an denen der Westen selbst schuld sei. Er brachte auch wieder die neu gebaute zweite Trasse der Pipeline ins Spiel, die seit Moskaus Angriffskrieg in der Ukraine auf Eis liegt. Dass sie doch noch in Betrieb genommen wird, ist mehr als unwahrscheinlich, so lange der Krieg nicht beendet wird.