Die börsengehandelten Rohölpreise haben gestern stark nachgegeben. Entsprechend ist die europäische Referenzsorte Brent, die an der Londoner Börse gehandelt wird, dabei auch wieder unter 100 Dollar gefallen. Zwar ist sie heute erst einmal wieder in den Bereich dieser Marke zurückgekehrt, doch aufgrund der starken Preisnachlässe von gestern ist auch bei den Inlandspreisen heute mit Abschlägen zu rechnen.
Hohe Schwankungsanfälligkeit an den Börsen
Die letzten Wochen waren an den Ölbörsen von starken Schwankungen gekennzeichnet. Die Marktteilnehmer versuchen zahlreiche widersprüchliche Risiken abzuwägen und im Lichte großer Unsicherheiten die richtige Entscheidung zu treffen. Entsprechend groß ist das Auf und Ab an den Handelsplätzen, was sich nicht nur an den Rohstoffmärkten sondern auch an den Finanzmärkten widerspiegelt.
Ölmarkt bleibt unterversorgt
Für den Ölmarkt bleibt die Angebotsfrage ein entscheidender Faktor, denn solange der Krieg in der Ukraine andauert werden wohl auch die Sanktionen gegen Russland aufrecht erhalten. Auch wenn sie bisher noch nicht direkt den Energiebereich betreffen, so ist die russische Rohölförderung doch seit dem Überfall auf die Ukraine spürbar gesunken. Analysten gehen davon aus, dass über Kurz oder Lang bis zu 3 Millionen Barrel russisches Öl vom Markt genommen werden könnten.
Während diese akute Angebotsknappheit, die sich in Europa vor allem am Gasmarkt zeigt, eher für steigende Preise am Energiemarkt spricht, gibt es inzwischen aber auch wieder einige Faktoren, die einen Nachfrageeinbruch ähnlich dem im Frühjahr 2020 wahrscheinlich machen. Damals legte die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft lahm und sorgte für einen massiven Preiseinbruch an den Ölbörsen.
Drohende Rezession schürt Angst vor Nachfrageeinbruch
Diesmal ist es vor allem die Angst vor einer Rezession, die wie ein Damoklesschwert über den Börsen schwebt. Denn durch den Krieg und die daraus erwachsenen Krisen ist die Inflation global stark gestiegen. Dies wiederum zwingt die Notenbanken, ihre Geldpolitik zu straffen und die Leitzinsen anzuheben, was wiederum die Wirtschaft belastet. Diese wird zusätzlich von den hohen Energiekosten geplagt, so dass ein schrumpfende Wirtschafsleistung nicht unwahrscheinlich ist.
Zusätzlich könnte auch jetzt noch Corona wieder für einen konjunkturellen Dämpfer sorgen, denn in China deutet alles auf neue flächendeckende Lockdowns hin. Die Regierung in Peking verfolgt nach wie vor eine strenge Eindämmungspolitik und hatte erst im Mai die Millionenmetropole Shanghai komplett abgeriegelt. Da die Volksrepublik die größte Ölimporteurin der Welt ist, macht sich ein solcher Lockdown auch an der Nachfrage auf dem globalen Ölmarkt bemerkbar.
Inlandspreise geben etwas nach
Entsprechend unsicher sind sich die Investoren an den internationalen Börsen, so dass es immer wieder zu starken Gewinnmitnahmen wie gestern kommt. Diese waren zuletzt aber meist gefolgt von größeren Ausgleichsrallyes. Dennoch macht sich heute bei den Inlandspreisen für Heizöl erst einmal ein Preisnachlass bemerkbar, so dass Verbraucherinnen und Verbraucher heute im Durchschnitt etwa -1,40 bis -2,20 Euro weniger für 100 Liter zahlen als gestern.