Jede Woche veröffentlicht das Energieministerium der USA die aktuellen Zahlen zu seinen Ölbeständen und zur Entwicklung der Ölindustrie im Land. Für die Marktteilnehmer an den Ölbörsen sind diese Daten von besonderer Bedeutung, sind die USA doch der größte Ölverbraucher und einer der größten Ölproduzenten weltweit. Somit haben die wöchentlichen Bestandsdaten oft unmittelbaren Einfluss auf die Ölpreise. Gestern sorgten die Bestandsdaten für Auftrieb an den Börsen.
Die Rohölbestände sind gesunken, die Nachfrage allerdings auch
Als eine der wichtigsten Kennziffern bei den US-Bestandsdaten gelten die landesweiten Rohölbestände. Steigen diese, spricht dies für eine komfortable Versorgungslage oder sogar für eine Überversorgung, die die Preise üblicherweise unter Druck bringt. Sinken sie, spricht dies für eine gesunde Nachfrage und die Preise steigen oft etwas. In Zeiten einer sehr schwachen Corona-Nachfrage werden Abbauten deshalb besonders euphorisch willkommen geheißen.
Die gestern erschienenen Daten gehen von einem Bestandsabbau von 2 Millionen Barrel aus, einer Menge, die etwa 318 Millionen Litern entspricht. Die Rohölbestände der USA belaufen sich damit auf etwa 492 Millionen Barrel. Das sind – trotz der Abbauten – immer noch etwa 70 Millionen Barrel mehr als in der Vorjahreswoche. Dies zeigt, wie aufgebläht die Bestände durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie nach wie vor sind. Doch der Abbau lässt zumindest hoffen, dass die langsame Erholung nach den schlimmsten Preiseinbrüchen im Frühjahr sich stetig fortsetzt.
Dagegen spricht allerdings, dass auch in dieser Woche die Nachfrage nach Rohöl, aber auch nach Ölprodukten wie Heizöl gesunken ist. Nur die Nachfrage nach Benzin blieb unverändert, was allerdings in Corona-Zeiten besonders schwer wiegt, denn der Benzinverbrauch im Land gilt als direkter Indikator dafür, wie schnell das Land wieder in die Normalität zurückfindet. Aber mit steigenden Fallzahlen bleiben auch die meisten Amerikaner lieber zu Hause und schränken ihre Reise- und Verkehrstätigkeit ein.
Corona bleibt marktbestimmend
Auch wenn die US-Bestandsdaten in dieser Woche die Preise etwas stützen konnten, bleibt doch das alles überschattende Thema die Corona-Krise. Hatte man im Sommer, mit der Lockerung der flächendeckenden Lockdowns und dem vorsichtig steigenden Reiseverkehr noch auf eine schnelle Normalisierung der Nachfrageentwicklung gehofft, zeigt sich nun an den Daten immer wieder, dass die Pandemie noch lange nicht vorbei ist und auch in der Zukunft auf den Ölpreisen lasten wird.