Das Coronavirus hatte die Ölbörsen im Frühjahr in die vielleicht schwerste Krise aller Zeiten gestürzt. Mit den globalen Lockdowns brach die Nachfrage quasi über Nacht ein und die Preise rauschten in den Keller. Weltweit stiegen die Ölbestände rasant an – in Amerika drohten die Lager zwischenzeitlich sogar fast über zulaufen. Diese Gefahr ist inzwischen jedoch gebannt, wie auch der wöchentliche US-Bestandsbericht bestätigt, den die Marktteilnehmer gestern gespannt erwartet hatten.
Wöchentliche US-Ölbestände
Jede Woche werden in den USA die aktuellen Zahlen zu den Ölbeständen des Landes bekannt gegeben. Für die Markteilnehmer weltweit sind diese Daten ein wichtiger Indikator für die Ölpreisentwicklung, denn sie haben oft einen unmittelbaren Einfluss auf die Einschätzung der Versorgungslage.
Jeden Dienstag macht das American Petroleum Institute (API) den Anfang und gibt seine Einschätzung bekannt. Immer Mittwochs folgt dann die Statistikabteilung des US-Energieministeriums, deren Zahlen oft sogar aussagekräftiger sind als die des API, weil sie umfassender sind und beispielsweise auch die Importe und Exporte berücksichtigen.
Mehr Rohöl, aber weniger Benzin
Coronabedingt waren die US-Ölbestände in den letzten Wochen und Monaten fast durchgehend angestiegen. Vor allem die Rohölvorräte hatten immer stärker zugelegt, da die Nachfrage so schlagartig weggebrochen war. Und auch in dieser Woche sind bei Rohöl wieder Zuwächse zu verzeichnen. Allerdings fielen diese geringer aus als gedacht, was von den Marktteilnehmern positiv aufgefasst wurde, erscheint damit doch die aktuelle Überversorgung nicht mehr ganz so dramatisch wie noch vor einigen Wochen.
Unerwartet kamen die gemeldeten Abbauten bei Benzin und Destillaten (zu denen auch Heizöl zählt). Hier gingen die Bestände in der Berichtswoche deutlich zurück und zeigen damit, dass die Nachfrage langsam wieder zunimmt. In den USA werden die Shutdowns gerade sukzessive wieder aufgehoben und so steigt beispielsweise auch das Verkehrsaufkommen. Die Amerikaner tanken somit wieder mehr.
An den Ölbörsen sorgte der gestrige Bestandsbericht für einen Kursanstieg. Die Marktteilnehmer interpretierten die Zahlen als Hinweis darauf, dass die Nachfrage langsam wieder zunimmt und auch die Rohölbestände nicht mehr in dem rasanten Tempo ansteigen wie auf dem Höhepunkt der Coronakrise.
Ausblick
Auch im Inland haben die Heizölpreise im Vergleich zu gestern früh etwas angezogen. Verbraucher müssen für 100 Liter mit Aufschlägen von +0,10 bis +0,25 Euro rechnen.