Zur Zeit beschäftigt den Ölmarkt vor allem die Frage, wie lange es dauern wird, bis sich die Ölnachfrage von der Corona-Pandemie erholt haben wird. Die Rohölpreise sind zwar seit Mai wieder gestiegen, doch die Zeiten sind und bleiben unsicher. Entsprechend hören die Marktteilnehmer zur Zeit besonders genau auf Prognosen für die kommenden Monate.
Monatsreport der US-Energieinformationsbehörde
Am Dienstag etwa gab die US-amerikanische Energieinformationsbehörde (EIA) ihren monatlichen Bericht bekannt. Darin hat die EIA unter anderem die Versorgungslage beleuchtet. Diese ist aufgrund des coronabedingten Nachfrageeinbruchs geprägt von einer starken Überversorgung. Jedoch scheint sich diese für den Rest des Jahres nicht so dramatisch zu entwickeln wie im letzten Monat befürchtet.
Während im Mai-Report noch mit einer Überversorgung von 2,6 Millionen Barrel (à 159 Liter) täglich gerechnet wurde, sieht die EIA diese Menge für 2020 jetzt „nur noch“ bei 2,23 Millionen Barrel täglich. Im kommenden Jahr sieht die Behörde dann sogar eine Unterversorgung, die zwar schon im Mai vorhergesagt wurde, doch hat man auch hier die Zahlen angepasst. Statt -1,8 Millionen Barrel täglich schätzt man nun, dass 2021 durchschnittlich sogar -2,29 Millionen Barrel fehlen werden.
Für die weltweiten Ölbestände prognostiziert die EIA für 2020 nach wie vor eine Zunahme von 243 Millionen Barrel. Doch für 2021 geht die Behörde von einer Abnahme um -273 Millionen Barrel aus, also -30 Millionen Barrel weniger als die Vorjahreszunahme. Die weltweiten OECD-Ölbestände lägen dann mit insgesamt 2,86 Milliarden Barrel sogar unter dem Niveau von 2019.
Weitere Prognosen könnten Preise erneut steigen lassen
Die vom EIA vorhergesagte Unterversorgung im nächsten Jahr wirkt sich, genau wie die weniger starke Überversorgung für 2020, an den Ölbörsen preissteigernd aus. Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Nachfrage und eine damit einhergehende Normalisierung von Angebot und Nachfrage hatte in den letzten Tagen und Wochen schon für steigende Ölpreise gesorgt.
In der kommenden Woche werden auch die OPEC und die Internationale Energieagentur (IEA) ihre monatlichen Prognosen und Berichte veröffentlichen. Sollten sie die Lage ebenfalls so optimistisch einschätzen wie die EIA, könnte es erneut zu Preisanstiegen an den internationalen Ölbörsen und damit auch bei den Inlandspreisen kommen.