Die historische Abwärtsfahrt vom Wochenanfang, bei der Amerikanisches Rohöl erstmals in der Geschichte zu Negativpreisen gehandelt wurde, wirkt auch heute nach. Der Markt ist ins Wanken gekommen und die Rohölpreise weltweit fallen – nicht zuletzt weil der Lagerplatz immer knapper wird.
Wohin mit dem ganzen Öl?
Seit Monaten schon hat die Coronapandemie den Öldurst der Welt nahezu gestoppt. Flugzeuge fliegen nicht, Fabriken produzieren nicht und auch der Autoverkehr hat stark abgenommen. Das Rohöl sprudelt unterdessen aber weiter aus dem Boden, denn aktive Kürzungen wird es laut OPEC+ Beschluss erst ab Mai geben.
In den USA hat das nun zu einem enormen Problem geführt, denn auch hier produzieren die unabhängigen Schieferölunternehmen nach wie vor weiter. Da es für den Rohstoff zur Zeit aber kaum Abnehmer gibt, muss er irgendwo eingelagert werden.
Zusätzlich muss Amerika auch noch große Mengen an importiertem Öl, dass schon vor Wochen bestellt wurde und jetzt geliefert wird, unterbringen. Das größte Lager der USA mit einer Kapazität von etwa 77 Millionen Barrel, einer Menge die etwa 12,2 Milliarden Litern entspricht, dürfte damit in den nächsten drei Wochen voll laufen – so schätzen Experten.
Rohölpreise unter massivem Druck
Dadurch geriet der amerikanische Rohölpreis am Montag so stark unter Druck, dass er – erstmals überhaupt – ins Minus rutschte. Wer Rohöl kaufte, bekam also noch Geld raus. Auch wenn die Ölpreise im Moment nicht mehr im Negativbereich notieren, gehen Experten davon aus, dass eine solche Situation sich durchaus wiederholen könnte.
International ist die Lage zwar besser, aber dennoch angespannt. Auch an der Ölbörse in London hat Rohöl in den letzten Wochen einen Preisverfall hingelegt, der seinesgleichen sucht. Allerdings sind in Europa die Lagerverhältnisse besser, denn Öl kann schneller über Pipelines oder per Schiff abtransportiert werden und muss nicht wie in Amerika über Wochen und Monate zwischengelagert werden.
Das Problem der schwindenden Nachfrage bleibt jedoch und betrifft alle Märkte weltweit. Solange die weltweiten Shutdowns bestehen bleiben und es keine Käufer für Rohöl gibt, wird die Lagerung des Rohstoffes ein Problem bleiben und die Ölpreise belasten. Die Minus-Preise vom Montag könnten sich dann durchaus wiederholen, möglicherweise auch an der europäischen Börse.
Ausblick
Der enorme Preisdruck auf Rohöl macht sich auch bei den Heizölpreisen im Bundesgebiet bemerkbar. Verbraucher können heute mit Abschlägen rechnen, die für 100 Liter etwa bei -2,60 bis -3,20 Euro im Vergleich zu Dienstagmorgen liegen.