Als die OPEC im Winter 2016 das letzte Mal Produktionskürzungen beschloss, zeigte sich die Wirkung der Maßnahme recht unmittelbar. Die Preise schnellten Anfang 2017 in die Höhe und auch längerfristig gelang es dem Kartell, die Preisentwicklung nachhaltig zu beeinflussen. Dieses Mal ist dies ganz offensichtlich noch nicht gelungen. Der extreme Preisverfall von Oktober und November scheint zwar gestoppt, doch die Ölpreise schaffen es nicht, sich von den niedrigen Niveaus zu erholen und geben heute mit den neuesten Meldungen zur florierenden Ölwirtschaft in den USA nochmal nach.
US Ölproduktion legt zu
Jüngsten Prognosen zufolge wird die Schieferölproduktion in den USA im Dezember und Januar ordentlich ansteigen. Im Dezember soll die Förderung laut der Statistikabteilung des US Energieministeriums EIA 8,03 Millionen Barrel am Tag betragen. Alleine für diesen Monat legt die Produktion damit vermutlich um 0,2 Millionen Barrel zu. Im Januar soll sich der Trend weiter fortsetzen. Dann soll die Förderung noch einmal auf 8,17 Millionen Barrel steigen.
Einziges Problem der steigenden Fördermengen: die Pipelinekapazitäten zum Abtransport aus den Schieferölgebieten hinzu den Ölhäfen an der Küste sind begrenzt. Die Lager füllen sich dementsprechend immer weiter, so zum Beispiel auch im größten Lager der USA in Cushing, Oklahoma. Gestern wurde gemeldet, dass die Bestände hier um 630.000 Barrel angestiegen sind.
Preise an den Börsen weiterhin unter Druck
An den Ölbörsen sorgte diese Meldung gestern für einen deutlichen Dämpfer, den gut gefüllte Lager werden von den Marktteilnehmern meist als Indikator für eine Überversorgung und somit für sinkende Preise gesehen.
Und das passt zur Zeit ins Bild. Nur wenige Experten rechnen noch damit, dass die Ölpreise in 2019 deutlich steigen werden. Das Ölnachfragewachstum wird sinkend erwartet, ebenso wie das allgemeine Wirtschaftswachstum und die OPEC Kürzungen scheinen kaum auszureichen, die erwartete Überversorgung auszugleichen.
Dennoch ist laut dem Gesetz der Börse nichts in Stein gemeißelt. Erst ab Januar greifen die OPEC Kürzungen tatsächlich. Und Prognosen sind und bleiben eben immer nur Prognosen. Wie sich die börsengehandelten Rohölpreise tatsächlich entwickeln und wie stark sich welche Faktoren schließlich auswirken werden, kann nur das neue Jahr zeigen.
Ausblick
Heute deuten sich dank der fallenden Rohölpreise und eines starken Euros ordentliche Preisabschläge im Vergleich zu gestern an. Je nach Region könnten 100 Liter Heizöl bis zu -0,90 bis -1,10 Euro weniger kosten als Montag vormittag. Wer sich noch nicht eingedeckt hat für die kalte Jahreszeit könnte heute also durchaus zuschlagen. Allerdings müssen sich Verbraucher wegen der Nachwirkungen der Versorgungsprobleme vom November und mit den nahenden Feiertagen unter Umständen auf längere Wartezeiten einstellen.