Die kritische Versorgungslage, die sich inzwischen im ganzen Bundesgebiet bemerkbar macht, hat nun auch die Politik auf den Plan gerufen. Gestern erging eine Verordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die strategischen Reserven des Landes freizugeben. Der Erdölbevorratungsverband EBV, welcher die Ölreserven für Deutschland verwaltet, kann nun für das Ruhrgebiet, den Raum Rhein-Main, Baden-Württemberg und Unterfranken entsprechende Mengen freigeben. Dies dürfte die Lage am heimischen Ölmarkt etwas entspannen und die Preisspirale der letzten Wochen zunächst ausbremsen.
Strategische Ölreserven sollen die drängendsten Probleme lindern
Durch die große Trockenheit ist der Schiffsverkehr auf den deutschen Wasserstraßen in den letzten Monaten fast zum Erliegen gekommen. Seit geraumer Zeit gibt es deshalb größere Probleme mit der Ölversorgung. Immer wieder werden Leerstände gemeldet und mancher Händler nimmt enorme Strecken in Kauf, um noch an Ware zu kommen. In der Folge wurden Heizöl, Diesel und Benzin stetig teurer.
Nun hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Verordnung über die Freigabe von Vorräten des Erdölbevorratungsverbandes veröffentlicht. Was sperrig klingt, besagt im Grunde nur, dass ab heute Teile der strategischen Reserven des Landes verteilt werden dürfen.
Im Einzelnen nennt das Ministerium 84.000 Tonnen Benzin, 180.000 Tonnen Diesel und 67.000 Tonnen Kerosin. Es sollen vor Allem Infrastruktureinrichtungen wie Tankstellen oder Flughäfen versorgt werden können. Heizöl ist nicht in der Verordnung enthalten, hier könnte es also weiterhin zu Versorgungsengpässen kommen.
Die Strategischen Reserven sollen eine Versorgung im Notfall von mindestens 90 Tagen ermöglichen und werden vom Erdölbevorratungsverband verwaltet. Dieser war in den 1970er Jahren im Nachklang der Ölkrise gegründet worden, um für ähnliche Krisensituationen vorbereitet zu sein. Zuletzt waren in Deutschland 2011 nach dem Wegfall Libyens als Erdölexportnation Ölreserven freigegeben worden.
Ausblick
Heizöl ist nach wie vor ein knappes Gut und kann für Verbraucher teuer werden. Die Preisspannen zwischen den verschiedenen Regionen Deutschlands sind enorm, glücklich schätzen kann sich im Moment jeder, der im Norden wohnt oder seinen Tank schon im Sommer voll gemacht hat. Im Süden des Landes sind Preisprognosen nach wie vor kaum möglich. Es wird sich zeigen, ob die Freigabe der strategischen Reserven eine nachhaltige Entlastung bringen wird.