Alle Augen richten sich im Moment auf den Hurrikan, welcher in den letzten Tagen durch den Golf von Mexiko Richtung amerikanisches Festland gezogen ist. Er wird wohl heute in Florida auf Land treffen und könnte bis dahin sogar noch an Stärke zulegen. Immer mehr Ölplattformen werden sicherheitshalber evakuiert. In der momentanen Stimmungslage, die von der Sorge um Angebotsknappheit durch die Iran-Sanktionen geprägt ist, helfen diese temporären Ausfälle durch den Hurrikan natürlich nicht, die Preise zu drücken. Noch diese Woche erwarten die Marktteilnehmer aber auch die Monatsberichte der OPEC, des US Energieministeriums und der Internationalen Energieagentur IEA. Eventuell können diese mittelfristig neue Impulse liefern.
Hurrikan Michael wir immer gefährlicher
Wie erwartet nimmt Hurrikan Michael Kurs auf die Nordwestküste Floridas und wird dort wahrscheinlich heute Abend auf Festland treffen. Vorsorglich wurde in mehreren Regionen Floridas der Notstand ausgerufen, da mit meterhohen Sturmfluten und starken Regenfällen zu rechnen ist. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wurde aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.
Wie auch schon Hurrikan Florence letzten Monat oder Hurrikan Harvey im vergangenen Jahr wirkt sich Michael auch auf die Ölproduktion im Golf von Mexiko aus. Von den 687 Ölplattformen dort wurden inzwischen 75 Anlagen aus Sicherheitsgründen evakuiert. Der Sturm zieht zwar durch den östlichen Golf und verfehlt damit die meisten Anlagen, die schlechten Wetterbedingungen und der schwere Seegang erreichen allerdings auch solche Regionen, die nicht direkt betroffen sind.
Laut des „Bureau of Safety and Environmental Enforcement“, einem Zweig des US Innenministeriums, sind im Augenblick etwa 40% der Offshore Ölproduktion im Golf von Mexiko abgeschaltet. In konkreten Zahlen heißt das, es fehlen im Moment 671.000 Barrel Rohöl täglich, also etwa 106,6 Millionen Liter. Da der Sturm sich jedoch schnell bewegt, kann man davon ausgehen, dass schon in wenigen Tagen die Produktion wieder aufgenommen werden kann.
Erste Ausnahmeregelungen bei Iran-Sanktionen
Die US Regierung hat den britischen Energieunternehmen BP und Serica Energy eine Lizenz erteilt, mit der sie ein Gasfeld in der Nordsee weiter betreiben können. Der Iran hält ebenfalls Anteile an diesem Gasfeld, darf aber gemäß der Lizenz keinen Profite aus dem Betrieb des Feldes schlagen. Diese müssen für die Dauer der Lizenz treuhänderisch verwaltet werden.
Die Vergabe dieser Ausnahmeregelung könnte als Signal gesehen werden, dass nun auch weitere Genehmigungen erteilt werden. Vor allem Indien hofft offenbar auf eine Lizenz, weiterhin Rohöl aus dem Iran beziehen zu dürfen, nachdem das Land die Ölimporte zu November um etwa 48% gekürzt hat.
Ob diese Sonderregeln jedoch reichen werden, den starken Exportrückgang im Iran aufzufangen, ist fraglich. Die allgemeine Erwartung am Markt scheint zu sein, dass die Preise zunächst weiter steigen werden.
Ausblick
Dank eines starken Euro/Dollar-Kurses sind heute im Inland nur leichte Preisaufschläge zu erwarten. Für 100 Liter Heizöl zahlen Verbraucher etwa +0,10 bis +0,50 Euro mehr als gestern.